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INTERVIEW

Persönliche Fragen – persönliche Antworten

Wie sind Sie zum Motorsport gekommen?

Über mein Hobby Motorradfahren. Ich habe 1987 als Urlauberin die Rallye Paris-Dakar begleitet. Danach wusste ich: Ich möchte die Paris-Dakar in Wertung fahren. Der Marathon-Sport ist für mich eine tolle Mischung aus Abenteuer, Technik und Rennen fahren.

Was empfehlen Sie jungen Menschen, die mit Motorsport beginnen wollen?

Der Einstieg ist wegen des hohen finanziellen Aufwands schwer. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, sein Talent zu erproben:

Der ADAC und andere Clubs bieten Kart-Lehrgänge und Kurse für Rallye und Rundstrecke an, ebenso können dort Motorrad-Lehrgänge absolviert werden. Da kann man gut ausprobieren, ob Talent vorhanden ist.

In jedem Fall muss man mit festem Willen und Einsatz sein Ziel verfolgen, wenn man eine professionelle Karriere anstrebt. Ich habe am Anfang mein ganzes Geld in den Motorsport gesteckt. Gerade zu Beginn ist es relativ schwer, Sponsoren zu finden.

Ist es für Frauen schwieriger im Motorsport?

Generell ist es gleich schwer für Männer und Frauen. Als Frau hat man am Anfang den Vorteil, dass man schneller Aufmerksamkeit genießt. Das hält aber nicht lange an, wenn die Leistung nicht stimmt.

Ein Nachteil ist, dass Frauen es in Teams erfahrungsgemäß immer noch schwerer haben, siegfähiges Material zu bekommen. Das wird eher an Männer vergeben, da allgemein noch die Meinung herrscht, dass Männer doch noch etwas schneller sind.

Wie hält man sich als Rallyefahrer fit?

Mit Kraft- und Ausdauertraining. Beim Krafttraining werden besonders der Oberkörper, der Rücken und der Nacken trainiert. Meine Ausdauer trainiere ich durch Joggen und Rad fahren. Vor großen Veranstaltungen trainiere ich täglich, sonst drei Mal wöchentlich.

Ernähren Sie sich besonders?

Ich achte darauf, mich gesund zu ernähren. Dazu zählen viel Salat, Obst und Gemüse. Im Rennen nehme ich möglichst viele Kohlenhydrate in Form von Kartoffeln und Nudeln zu mir. Der Mineralhaushalt wird mit isotonischen Getränken ausgeglichen. Außerdem erhalten wir Vitamintabletten von unserem Physiotherapeuten.

Wie läuft die Rallye Paris-Dakar ab?

Wir starten in aller Regel in Frankreich und fahren über Spanien nach Afrika. Diese Veranstaltung ist schon traditionell der Höhepunkt im Kalender und dauert rund 18 Tage. Jedes Jahr lässt sich der Veranstalter einen neuen Streckenverlauf einfallen. Die Gesamtdistanz beläuft sich auf rund 10.000 km. An jedem Tag fahren wir eine neue Route auf Zeit. Die Bedingungen sind jeden Tag neu: zum Beispiel Berge und enge Wege in Marokko mit vielen Steinen, Dünen und Sand in Mali, Mauretanien oder Libyen. Der Beifahrer erhält am Vorabend jeder Etappe ein neues Roadbook mit Streckeninformationen zum nächsten Tag. Es beinhaltet Angaben zum Streckenverlauf sowie Hinweise auf wichtige Streckenhindernisse wie etwa Auswaschungen oder Löcher, Standorte der Durchfahrtskontrollen, GPS- und Kompass-Informationen.

Ein Dakar-Tross ist riesig. Das Teilnehmerfeld besteht erfahrungsgemäß aus rund 200 Motorrädern, 120 Autos und etwa 100 Lastwagen. Dazu kommen noch Fahrzeuge für Ärzte, Verpflegung, Organisation und Presse. Außerdem werden wir von Hubschraubern und Flugzeugen begleitet. Jeden Abend erwartet uns ein vom Veranstalter organisiertes Biwak, in dem wir unsere Zelte aufbauen. Dort erhalten wir eine warme Mahlzeit vom Buffet. Während der Beifahrer die Strecke für den nächsten Tag vorbereitet, kümmern sich die Fahrer um die Presse und zusammen mit den Mechanikern um die Technik.

Die Startreihenfolgen ergibt sich aus der Platzierung des Vortages. Als erste starten die Motorräder. Dann folgen die Autos und die Lastwagen. Die ersten zehn Autos starten im Abstand von zwei Minuten. Alle übrigen folgen dann im Ein-Minuten-Abstand – abhängig von der Ausschreibung. Die Gesamtplatzierung wird aus den Zeiten der einzelnen Tages-Zeitprüfungen addiert.

Wie lange können Karrieren im Marathon-Sport dauern?

Unser Sport ist nicht so schnelllebig wie etwa die Formel 1. Marathon-Rallyes kann man länger fahren, da Erfahrungen – etwa die Beurteilung von Gelände oder anderen spezifischen Situationen – in viel höherem Maße eingebracht werden können als in anderen Sportarten. Es gibt erfolgreiche Piloten, die bereits 50 Jahre und älter sind und noch immer zur Spitze zählen.

Wie fühlt man sich als Frau in einer Männerdomäne?

Frauen sind genauso normale Teilnehmer wie Männer. Ich denke, dass die Talentierungen gleich sind. Frauen brauchen genauso wie Männer den Siegeswillen, um wirklich erfolgreich zu sein.

Sind Frauen die besseren Autofahrer?

Man kann generell nicht alle Autofahrer über einen Kamm scheren. Männer fahren meistens mehr, also haben sie auch mehr Erfahrung. Frauen fahren nach meiner Erfahrung sicherer. Männer sind risikobereiter und neigen eher dazu, sich zu überschätzen.

Welche Ziele verfolgen Sie?

Ich möchte gerne maßgeblich daran beteiligt sein, neue umweltfreundliche Technologien für den Motorsport zu entwickeln und einzusetzen. Ich denke nur so kann der Motorsport auch in Zukunft ein wichtiges Testfeld für die Autoindustrie bleiben.

Was war Ihr größter Erfolg im Motorsport?

Der Sieg bei der Rallye Paris-Dakar 2001.

Was war Ihr lustigstes Erlebnis im Motorsport?

Bei der Rallye Dakar fuhren wir einmal eine Etappe von Nouakchott in Mauretanien am Strand entlang nach Dakar. Plötzlich haben wir im Meer ein Boot in der Farbe und mit den Aufklebern unseres Fahrzeuges entdeckt. Wir waren sehr erstaunt. Beim Näherkommen stellten wir fest, dass es sich nicht um ein Boot handelte. Vielmehr war unser Teamkollege durch einen Sandhügel von der Strecke abgekommen und schwamm im Meer. Wir haben ihn dann wie einen Fisch mit dem Abschleppseil aus dem Meer geangelt.

Und was war nicht so schön?

Bei meiner ersten Rallye Paris-Dakar habe ich mich an einem Tag, an dem etwa 80 Motorradfahrer ausgefallen sind, bis ins Ziel durchgeschlagen. Beim anschließenden Tanken hat mir der Veranstalter versehentlich Diesel eingefüllt. Durch die Reparaturarbeiten hatte ich so viel Verspätung, dass ich nicht mehr rechtzeitig zu meiner Startzeit in die nächste Etappe gehen konnte. Damit war das Rennen leider für mich zu Ende.

Ebenfalls nicht so schön war die Rallye Dakar 1993. Ich lag bei einer sehr schwierigen Dünenetappe mit meiner Yamaha in der Zwischenwertung auf dem fünften Gesamtplatz. Alle Motorrad-Teilnehmer sind auf dieser Etappe bis in die Nacht gefahren, so auch ich. Dann bin ich in einer Düne steckengeblieben. Ein nachfolgender LKW hat leider mein Motorrad nicht gesehen und ist darüber gerollt. Die Maschine war total zerstört, mein Rennen zuende.

Würden Sie gerne einmal ein Formel 1 Fahrzeug fahren?

Ja, das wäre bestimmt eine tolle Erfahrung. Ich probiere gerne neue Dinge aus. Mitgefahren bin ich schon einmal in einem Monoposto – Darren Turner hat mich in der Saison 2001 in Hockenheim einmal im McLaren-Doppelsitzer mitgenommen. Ein tolles Erlebnis!

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